Was spricht das Ohr?
Das Ohr wird in der chinesischen Medizin als Sinnesorgan des Wasser Elements (Blase/Niere) beschrieben.
Nach der Lehre der 5 Wandlungsphasen (5 Elemente) ist das Yang Qi der Niere für den Anfang jeglichen menschlichen Lebens - also Fortpflanzung, Fertilität, Potenz, ihr Yang Qi Verlust für altern und Tod - verantwortlich. Abgesehen davon haben Ohr und Niere eine sehr ähnliche Form.
Hören als erste Innen/Außenwelt-Beziehung
Ab circa Mitte der Schwangerschaft kann der Fötus durch hören seine noch nicht sichtbare Umwelt wahrnehmen. Da ist zuallererst das mütterliche Herz, das einen beruhigenden Rhythmus vorgibt, aber auch laute zischende Darmgeräusche , die mit ihren gurgelnden Tönen seinen Schlaf stören, sie können bis zu 85 Dezibel erreichen. Es macht daher Sinn ihrem Baby zuliebe nicht die für ihre Verdauung blähendsten Nahrungsmittel zu sich zu nehmen.
Forscher beschreiben, dass im letzen Drittel der Schwangerschaft Föten auch die Geschmacksveränderungen im Fruchtwasser wahrnehmen können, je nach Ernährung der Mutter. Das prägt bereits bestimmte Vorlieben, kann aber auch Nahrungsmittel Intoleranzen vorbereiten.
Vorgeburtliche psychische Prägung
Nicht nur genetische Faktoren spielen bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen eine Rolle, es gibt auch die sogenannte epigenetische Prägung. (Epigenetisch heißt, dass sich unsere Gene umformen können, zB durch Stress oder unseren Lebensstil)
Wenn eine Mutter Stress während der Schwangerschaft ausgesetzt ist, verändert dies epigenetisch die Bildung von Cortisol Rezeptoren im kindlichen Gehirn. Genauer gesagt in dem Teil des Gehirns in dem wir Gefühle verarbeiten (limbisches System). Diese Kinder entwickeln im späteren Leben oftmals Probleme mit Bindung, wollen nicht so gerne angegriffen und gekuschelt werden. Kommt es noch dazu während ihrer kindlichen Entwicklung zu geringem Stress, kann sich eine Überängstlichkeit entwickeln, starker Stress kann sogar schwere psychische Störungen in späteren Jahren hervor rufen. Das Ohr spiegelt diese Traumata wider.

Am Ohr erkennen wir all diese Ereignisse in Form von Dellen, Kerben, Knötchen, Falten, Flecken oder ausgedünnten Arealen. Alle Areale sind in etwa 1 - 1,3 cm voneinander entfernt, von der Empfängnis bis zum 7. Lebensjahr an einem, bis zum 14. Lebensjahr am anderen Ohr.
Bei Frauen beginnen die Markierungen am rechten, bei Männern am linken Ohr.
Die Zone zwischen Empfängnis und Geburt (s. Ohr-Tafel) erzählt uns also über die Schwangerschaft. Sind keine Besonderheiten in dieser Zone zu finden, spricht das für eine problemlose Zeit im Uterus. Erscheint diese Zone dünn, kann das auf eine ungewollte Schwangerschaft hinweisen. Kleine Dellen im Bereich der Geburt, können ein Zeichen für Sauerstoffmangel sein und damit auf eine schwere Geburt hinweisen.
Jedes physische Trauma hinterlässt Kerben am Ohrknorpel, so kann zB eine Mandeloperation, ein Radunfall, häufige Mittelohrentzündungen, Spuren hinterlassen.
Manche meiner Patienten hatten Stellen an ihrem Ohrknorpel, die so aussahen, als hätte jemand ein kleines Eck herausgeschnitten. Die Chinesische Medizin deutet dies als Verlust von etwas, das einem viel bedeutete. Das kann der Tod des Grossvaters gewesen sein, oder auch die Geburt eines Geschwisterchens, das man als „Sturz vom Thron“ empfunden hat.
„Lass deine Ohren nicht hängen“, oder „halte die Ohren steif“ - aufmunternde Worte, die bei gedrückter Stimmung helfen sollen. Tatsächlich wirken manche Ohren wie eingezwickt, wie Schlappohren, oder fühlen sich so an. Meist in Perioden in denen diese Menschen unter Druck standen, oder schwierige Zeiten emotionaler Belastung durchmachen mussten.
Will man sich mit Ereignissen auseinander setzen, die lange zurück liegen und nicht mehr in Erinnerung, sehr wohl aber emotional gespeichert sind, kann ein Blick auf das Ohr sehr aufschlussreich sein.