Was spricht das Gesicht? Stärken und Schwächen lesen nach der Chinesischen Gesichtsdeutung
„Warum schaust du so verschmitzt?“, „Wenn Blicke töten könnten!“, ... so oder ähnlich versuchen wir Absichten aus den Gesichtern unserer Mitmenschen zu lesen.
Woran aber machen wir verschmitzt fest, wie sieht ein Gesicht dabei aus? Oder was hat ein Blick an sich, den wir als tödlich empfinden? Schwer zu sagen, es ist wohl mehr ein Gefühl, das uns beschleicht. Es erinnert uns daran, dass es vor tausenden Jahren, als wir noch durch die Savanne streiften, überlebenswichtig war, zu erkennen, ob andere unserer Artgenossen uns feindlich oder wohl gesonnen waren.
Im Alten China hatte man durch Beobachtung eine genaue Karte des Gesichts ausgearbeitet, um nicht nur Emotionen, sondern vor allem mögliche Erkrankungen schon vorzeitig zu erkennen. Die Form des Gesichts, die Farbe der Haut, Schwellungen unter den Augen, die Form der Lippen, alles gibt Auskunft über die Vitalität, das Qi, einer Person. Und damit auch über seine Lebenszeit.

Die Mittellinie entspricht dem Verlauf des Ren Meridians und unterteilt in rechte und linke Gesichtshälfte.
Ren Mai steht für die Vitalenergie der Niere (jing), die, je nachdem wie sehr wir sie verbrauchen (siehe auch Yang Sheng Text) über unsere Lebensdauer entscheidet.
Jede Unebenheit, Kerbe, Falte entlang dieser Meridianlinie zeigt Ereignisse an, die das Leben beeinflussen, die Vitalenergie verbrauchen und damit tiefe Einschnitte hinterlassen haben.
Je tiefer die Kerben, desto heftiger war die Lektion, die uns das Leben gelehrt hat.
Unterbrochene Faltenlinien sprechen für Lernprozesse, die noch im Gange sind.
Die rechte Gesichtshälfte
ist dem Yin zugeordnet und steht für Intuition, Emotion, Kreativität. Sie ist jene Seite, die wir gerne der Öffentlichkeit zeigen.
Die linke Gesichtshälfte
ist dem Yang zugeordnet und steht für logisches Denken, Analyse, Fakten. Sie ist jene Seite, die wir eher im privaten Umfeld zeigen.
Tiefere Zeichen an der linken, als an der rechten Seite sprechen für emotionale Kontrolle ->wir wollen nicht, dass jeder unsere inneren Auseinandersetzungen mitbekommt, doch das Gesicht spricht.
Ab der Haargrenze bis zum Kinn werden Alterszonen eingeteilt:

Die Haargrenze entspricht dem Umbruch in der Pubertät ab dem 14. Lebensjahr. Je heftiger die Pubertät, desto unregelmäßiger die Stirn-Haargrenze.
Die Stirn entspricht den „Twenties“, die Zone der Augenbrauen den Dreißigern, die Nase den Vierzigern, der Mund den Fünfzigern, die Zone darunter den Sechzigern, das Unterkiefer den siebziger Jahren.
Je makelloser die Stellen, desto glücklicher waren wir in diesen Lebenszeiten.
Ein Test in der Straßenbahn:
Anstatt aufs Mobile zu gucken, einmal in die Runde auf Fahrgäste schauen. Häufig sehen wir im unteren Teil der Stirn, also der Zone die den späten Zwanzigern bis beginnenden Dreißigern entspricht, mehr oder weniger tiefe Falten, teilweise kleine Gruben. Es ist die Zeit, wo viele Menschen in einer Umbruchphase sind, die Stress bedeuten kann. Neuer Job, Beziehung, Elternschaft, wenig Schlaf…das hinterlässt Spuren.
Lustiges Detail, je tiefer die Einbuchtung zwischen Nase und Oberlippe, medizinisch Philtrum genannt, desto potenter sind wir. In dieser Zone kreuzt das Meer der Yang Meridiane, Du Mai mit dem Ren Meridian, Yin und Yang vereinigen sich. Eine ausgeprägte lange und tiefe Grube deutet auf gute Zeugungsfähigkeit und eingesundes langes Leben. :-)
Wer sich jetzt fragt, warum die Lebenszeit an der Haargrenze mit der Pubertät beginnt und wo sich die Kindheit zeigt, den werde ich einem der nächsten Blogs über das Ohr erzählen.